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20. Jungfrau-Marathon 2012 –
9. Langdistanz-Berglauf-Weltmeisterschaft
7. bis 9. September 2012

Laufbericht von Gudrun und Reinhard Schrieber

Zu diesem Jubiläumsevent hatte der Veranstalter die internationale Laufwelt nicht nur zu zwei Bergmarathons, sondern auch zur 9. Weltmeisterschaft im Langdistanz-Berglauf eingeladen. Mit 8.000 gemeldeten Teilnehmern für alle angebotenen Disziplinen wurde wieder ein neuer Rekord aufgestellt. Und – um es vorweg zu nehmen – den Läuferinnen und Läufer wurde eine rundum perfekt organisierte Veranstaltung in einer traumhaft schönen Bergwelt bei unschlagbar gutem Wetter mit klarer Sicht auf die Viertausender Jungfrau, Mönch und Eiger geboten. Bei so vielen Superlativen kann man sehr gut nachvollziehen, dass dem Laufen ein großes Suchtpotential nachsagt wird.

Vom Lauftreff Ettlingen hatte eine stattliche Gruppe von 15 Läuferinnen und Läufer teilgenommen und – was bei einem so fordernden Lauf keine Selbstverständlichkeit ist – alle sind gut angekommen. Immerhin haben von 6.770 gestarteten Marathonis 453 das Ziel nicht erreicht und die 150 Ärzte, Samariter und Masseure auf der Strecke hatten ein arbeitsreiches Wochenende.
 

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Bild 1: Start am Samstag in Interlaken

Der erste der beiden Marathonläufe wurde am Samstag für alle Altersklassen der Frauen und die der Männer ab 50 durchgeführt. Das Hauptrennen für die Männer bis 50 fand am Sonntag statt. Bei strahlendem Sonnenschein, unter großem Beifall der Zuschauer und akustisch begleitet von zünftig gekleideten Alphornbläsern gingen die Läufer um 9 Uhr in Interlaken an den Start, um die abwechslungsreiche, aber auch anspruchsvolle Strecke von 42,195 km Länge mit 1.835 Höhenmetern in Angriff zu nehmen. Das Ziel war die Kleine Scheidegg.

Der Jungfrau-Marathon beginnt mit einer großen Schleife durch Interlaken und nach 3 km ist man wieder im Startbereich. Kein Zuschauer räumt seinen Platz, bevor der letzte Läufer auf dem Weg Richtung Bönigen am Brienzersee ist. Für die Läufer heißt es, erst einmal Tempo kontrollieren und den Laufrhythmus finden.

Nach herrlichen Aussichten auf den Brienzersee – den saubersten See der Schweiz – anfeuerndem Applaus und sonoren Klängen aus riesigen Blechglocken, Treicheln genannt, verlassen wir Bönigen. Auf topfebener Straße geht es zum Lütschinental Richtung Lauterbrunnen. In Wilderswil, nach 10 km, kommt dann endlich die erste Steigung, irgendwann müssen die Höhenmeter ja abgearbeitet werden.

Nach weiteren 5 km durch das erfrischend kühle Tal der Lütschine vorbei an Gsteigwiler kommen wir nach Zweilütschinen, dort wo die Schwarze Lütschine von Grindelwald und die Weiße Lütschine von Lauterbrunnen zusammenfließen. Nun folgen weitere leicht zu laufende Anstiege, bis man bei km 20 Lauterbrunnen erreicht. Die gesperrte Hauptstrasse und eine lange Autoschlange machen deutlich, dass heute die Marathonläufer höchste Priorität haben.
 

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Bild 2: Einlauf nach Lauterbrunnen

Kurz nach Lauterbrunnen erreichen wir die Zeitmatte für die Halbmarathon-Distanz, haben aber erst ca. 350 Höhenmeter bewältigt. Weiter geht’s auf einem flachen Teilstück taleinwärts. Nach einer 5-km-Schleife erreichen wir wieder Lauterbrunnen, aber ab 25,5 km ist Schluss mit lustig – Power-Walking ist nun angesagt. Denn wir erreichen nun die „Wand“, die uns auf einem Wanderweg mit 26 Serpentinen und 400 m Höhendifferenz zum Skiort Wengen hochführt. Das Massiv der Jungfrau, das man seit Interlaken immer vor sich sieht, ist nun schon etwas näher gerückt – ein überwältigender Anblick!
 

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 Bild 3: Blick zurück ins Tal der Weißen Lütschine mit Lauterbrunnen

Ab jetzt wird den Läufern mit den Streckenmarkierungen alle 250 m signalisiert, dass es nur noch mühsam voran geht und die Angabe der Koordinate und von Notrufnummern verdeutlicht, dass es auch mal ernst werden kann. In diesem Abschnitt fängt bei den ersten Läufern die Muskulatur oder der Kreislauf an zu streiken und die Ärzte, Samariter und Masseure haben alle Hände voll zu tun. Ab km 28 wird die Steigung moderater. Bei km 30 sind wir dann in Wengen und genießen eine Stimmung wie beim rheinländischen Karneval.

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Bild 4: Karnevalsstimmung in Wengen

Ein sicher gut gemeintes Schild, dass jetzt die Hälfte der Höhenmeter erklommen sind, macht einen eher nachdenklich – das heißt doch, dass auf den verbleibenden 12 km noch 1.000 Höhenmeter zu erklimmen sind!

Nach einem fast bequemen Stück durch eine bewaldete Gegend wird es bis Allmend bei km 33 wieder ziemlich steil. Dann passiert man bei der Hannegg-Brücke (1.600 m üNN) die berühmte Lauberhorn-Abfahrt. Im Schatten der Brücke haben die Physiotherapeuten die Ärmel hochgekrempelt. Die Sonne brennt ganz schön an diesem Tag und wir sind froh, dass es so viele Getränke- und Verpflegungsstellen mit Wasser, Iso, Cola, Riegel, Gel, Obst und Bouillon gibt – und die unzähligen Helfer sind richtig auf Zack, man muss nicht warten, um seine Becher gereicht zu bekommen. Die unvorstellbare Zahl von 2.750 Helferinnen und Helfer sind an den zwei Tagen unermüdlich im Einsatz.

Auf Schotterwegen geht es hinauf zur Mettlaalp und dann weiter zur Skiliftstation Wixi – eine Pforte zu einem grün-weiß-blauem Paradies – grün die Wiesen, weiß die Berge und blau der Himmel. Wenn man mit seinen Kräften gut hausgehalten hat, kann man ab hier die einmalige Bergwelt des Berner Oberlands voll genießen. Zuerst ist es die Jungfrau (4.158 m), die ihre mächtigen, von Schnee und Eis gekrönten Felswände zeigt. Bald zeigt sich auch die Pyramide des Mönch (4.107 m) und schließlich der Eiger (3.970 m) mit seiner fast senkrecht abfallenden 1.650 m hohen Nordwand. Deutlich ist zu erkennen, wie weit hinunter einmal die Gletscher reichten.

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Bild 5:

Auf felsigen Wegen geht’s hoch

Wie bei allen Zeitmessmatten ist auch in Wixi Endstation für alle, die das Zeitlimit überschreiten. Aber als zusätzliches Jubiläumsgeschenk hat der Veranstalter 30 min draufgelegt, so dass auch die langsameren Läufer in den Genuss kommen, den letzten Abschnitt mit der berühmten Endmoräne des Eigergletschers – dem Wahrzeichen dieses Bergmarathons – in Angriff zu nehmen.

Ohne den Schatten von Bäumen geht es nun im Gänsemarsch hoch in Richtung Moräne und die majestätischen Viertausender rücken zum Greifen nah. An Überholen ist bei bis zu 20% Steigung und schmalen felsigen Pfaden nicht mehr zu denken. Konzentration ist gefragt, um sich die müden Füße nicht zu verknicken.

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Bild 6: Alphornbläser und Fahnenschwenker begleiten die Läuferkette Richtung Moräne

Rettungshubschrauber haben die Läuferkette ständig im Blick und sind bei Bedarf sofort zur Stelle. Deren Rotoren erzeugten den einzigen erfrischenden Luftzug an diesem Tag. An exponierter Stelle sorgen Alphornbläser für die passende musikalische Untermalung, und Fahnenschwenker wirbeln große rote Schweizer Fahnen mit dem weißen Kreuz durch die Höhenluft. Übrigens erhielt jeder Läufer beim Abholen der Startunterlagen ein hochwertiges Funktionshirt in dieser Farbe mit einem etwas zu groß geratenen weißen Kreuz.

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Bild 7:

Auch der Sieger muss kämpfen!

Markus Hohenwarter, 2:59:42,2 Std.

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Bild 8: Die Läuferkette begleitet von einem Rettungshubschrauber
 

Schritt für Schritt, die Hände zur Unterstützung auf die Oberschenkel gedrückt, nähern sich die Läufer auf der Moräne dem höchsten Punkt auf 2.205 m Höhe. Dort oben vor der Traumkulisse der Berge – man hat ihn bereits seit Kilometern gehört – steht aus Tradition der Dudelsackspieler.

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Bild 9: Dieter Rauenbühler begrüßt den Dudelsackspieler am höchsten Punkt der Strecke

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Bild 10: Jürgen Liebergeld am Fallboden-Speichersee

So, nun ist’s geschafft! Ab jetzt wird wieder gelaufen, wenn’s noch geht. Nur noch 1,5 km bis zum Ziel auf der Kleinen Scheidegg! Wir zwängen uns noch durch drei enge Felsen und laufen dann hinab zum leuchtend blauen Fallboden-Speichersee, der im Winter die Schneekanonen speist.

Die letzten 300 m zum Ziel hin sind abschüssig, soo dass auch die erschöpften Läufer bis zum Zielfoto das Lächeln wieder im Gesicht haben. An dieser Stelle gut platziert, werden wir von Fotografen mit Fotosalven bombardiert, die dann gegen Einwerfen größerer Münzen im Internet downloadbar sind.

Beim Passieren der Zielmessmatte stoppen alle ihre Laufuhr und sind stolz, es geschafft zu haben. Jedem Finisher wird eine Medaille umgehängt und eine große Trinkflasche gereicht. Aber am ersten Stand nach dem Ziel gibt es bleifreies Bier – welch ein Hochgenuss nach all dem Wasser, Iso und der Bouillon auf der Strecke! Nach Rückgabe des Zeitmess-Chips erhielt jeder einen großvolumigen Rucksack als Jubiläumsgeschenk.

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Bild 11: Der Zielbereich

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Ohannes Sallak, Hannes Ibach und Dieter Rauenbühler haben das Ziel erreicht

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Auch Gudrun freut sich, gut angekommen zu sein

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Bild 12:

Die Medaillen warten auf die Finisher

Und wo sind nun die Freunde vom Lauftreff Ettlingen? Sind sie auch gut durchgekommen? Spätestens nach dem Duschen trifft man sich auf der Terrasse des Restaurants zum Erfahrungsaustausch und für gemeinsame Erinnerungsfotos.

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Bild 13: Die Samstag-Gruppe v.l.n.r.: Johannes Ibach, Bernd Weber, Frank Frosch, Erika Weber, Dieter Rauenbühler, Reinhard Schrieber, Gudrun Schlippe, Jürgen Frommhold, Zita Odenwald, Ohannes Sallak, Barbara Zilly-Stump, Gerda Frosch

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Bild 14: Unsere Schnellsten v.l.n.r.: Thomas Gasch, Jürgen Liebergeld

Apropos Duschen – so mancher Veranstalter im Flachland schafft es nicht, für fast 4.000 Finisher Duschzelte mit warmem Wasser, Föhns und Spiegeln bereit zu stellen – beim Jungfrau Marathon klappt das auf 2.100 m Höhe reibungslos.

Der einzige Wermutstropfen des Tages ist das Warten auf die Zahnradbahn, mit der wir nach Grindelwald hinunterfahren wollen. Für einen solchen Ansturm ist sie nicht ausgelegt. Rumstehen ist ermüdender als Laufen, vor allem nach einem Marathon. Bei der Rückfahrt wundern wir uns dann über die Leistung, die wir vollbracht haben – unvorstellbar, dass wir das alles gelaufen sind!

Mit 130 Schweizer Franken Startgeld ist der Jungfrau Marathon sicher kein Schnäppchen, aber wenn man die Gegenleistung fair dagegen rechnet, ist es wahrlich angemessen – insbesondere gespiegelt an dem hohen Preisniveau der Schweiz.

Und nun noch ein paar persönliche Sätze:

Es hat mir (Reinhard) sehr geholfen, die Strecke im letzten Jahr bereits gelaufen zu sein. Somit konnte ich mir den Lauf gut einteilen. Am Ende war ich in jedem Abschnitt schneller und bin unter dem Strich 17 min früher angekommen. Obwohl ich schneller war, habe ich die phantastische Landschaft noch mehr genießen können. Bis zu 24 ˚C auf über 2.000 m Höhe und die Intensität der Sonne ist mir eigentlich zu viel, aber ich habe keinen Getränkestand ausgelassen, insbesondere die Bouillon mit den Mineralien und Salzen habe ich geschätzt. Für mich hat sich bestätigt, dass lange, sportliche Wanderungen in den Bergen zu einer guten Vorbereitung für einen Bergmarathon dazu gehören. Laufen in der Natur und in den Bergen ist für mich die Krönung des Laufsports – ich weiß nicht, ob ich noch mal Lust haben werde, bei dem Massenauflauf eines Stadtmarathons auf Asphalt mitzumachen. Und schließlich möchte ich noch hervorheben: Es war ein wunderschönes Wochenende im Kreise von lieben Freunden vom LT Ettlingen!

Zahlen zur Veranstaltung:

Geschlecht

Tag

klassiert

did not finish

disqualified

Summe

M

Sa

1.883

161

7

2.051

M

So

2.985

165

7

3.157

M

Summe

4.868

326

14

5.208

W

Sa

1.363

98

2

1.463

W

So

86

12

1

99

W

Summe

1.449

110

3

1.562

Gesamt

Summe

6.317

436

17

6.770

Die Lauftreff-Ergebnisse vom Samstag:

Name

AK

Rang

Zeit

Ohannes Sallak

M50

177

4:50:33 Std.

Hannes Ibach

M50

209

4:55:22 Std.

Dieter Rauenbühler

M50

229

4:58:07 Std.

Gudrun Schlippe

W55

33

5:34:21 Std.

Reinhard Schrieber

M65

35

5:42:47 Std.

Bernd Weber

M55

271

5:48:30 Std.

Zita Odenwald

F50

156

6:03:03 Std.

Erika Weber

F55

86

6:19:43 Std.

Barbara Zilly-Stump

F45

301

6:48:38 Std.

Frank Frosch

M45

116

6:55:36 Std.

Die Lauftreff-Ergebnisse vom Sonntag:

Name

AK

Rang

Zeit

Jürgen Liebergeld

M20

63

3:44:19 Std.

Thomas Gasch

M40

32

3:56:01 Std.

Nico Spindler

M20

581

5:01:40 Std.

Michael Mackert

M50

37

5:40:02 Std.

Eine Gruppe von Lauftrefflern, die am Samstag gelaufen war, hat am Sonntag noch eine Wanderung von Grindelwald über den Eiger-Trail zur Kleinen Scheidegg unternommen, um die Läufer im Zielbereich anzufeuern. So konnten wir die wunderschöne Landschaft  in entspannter Atmosphäre noch einmal genießen. Da wir etwas früher an der Moräne ankamen, spielte der Dudelsackspieler eine Extraeinlage für uns.

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Bild 15: Lauftreff-Gruppe mit dem Dudelsackspieler

Im Gegensatz zu Stadtmarathons hatten wir die Gelegenheit, sehr hautnah an der Strecke zu stehen. So konnte einem Kenianer durch Reichen einer Trinkflasche zum 3. Platz bei der Weltmeisterschaft geholfen werden. Nach Ankunft der Lauftreffler im Ziel sind wir dann weiter zum Berg Männlichen gewandert. Von hier aus hatten wir einen herrlichen Blick in die beiden Täler von Lauterbrunnen und Grindelwald. Nach einer gemütlichen Kaffeepause auf der sonnigen Terrasse der Bergstation ging es dann mit der Gondelbahn zurück nach Grindelwald. Somit ging ein rundum gelungenes Wochenende zu Ende.

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Bild 16: 

Hosea Tuei

3:01:24,4 Std.

Fotos: Reinhard Schrieber, Jürgen Frommhold, Marianne Krauss

 

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