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Allgäuer Voralpenmarathon am 23. September 2012
Wer hier schon mal gelaufen ist, kommt bestimmt wieder!

Von Nicola Wahl


Kurz entschlossen machte ich mich am Samstagnachmittag auf nach Kempten, um beim Allgäuer Voralpenmarathon an den Start zu gehen. Mein Plan war, abends noch die Startunterlagen im JuFa Kempten (Jugend- und Familien-Gästehaus) abzuholen, ins Hotel zu fahren und am Sonntagmorgen ausgeruht beim Ultramarathon zu starten. So kam es dann auch und ich stand am Sonntag, den 23. September um 9 Uhr an der Startlinie beim JuFa-Gebäude in der Stadtbadstraße, um die 51,7 Kilometer und 1.250 Höhenmeter (laut Veranstalter) unter die Füße zu nehmen. Die Stadt Kempten hatte ich nur auf meiner Durchfahrt gesehen. Mein Hotel lag leider außerhalb, so dass ich keine Zeit fand, die Kemptner Altstadt zu besichtigen. Kempten im Allgäu hat wohl geschichtlich einiges zu bieten, sie zählt immerhin zu den ältesten Städten Deutschlands. Auch die Nähe zu den Allgäuer Alpen, dem Bodensee und zu den berühmten Königsschlössern macht Kempten als Ausgangspunkt interessant. So wollte ich mit meiner Ultrateilnahme diese eindrucksvolle Berglandschaft westlich von Kempten erleben.

Voralpenmarathon (17)

Nicola noch frisch und munter
vor dem Start

Zuerst ein paar Worte zur Veranstaltung selbst: Bereits zum neunten Mal fand dieser Marathon statt, zum zweiten Mal unter der Leitung von Laufsport Saukel in Zusammenarbeit mit dem TV Jahn Kempten. Mit einigen Modifikationen wurde diese Veranstaltung auf die heutigen Bedürfnisse verändert: Die vorherige 45-Kilometer-Ultrastrecke wurde auf 50 Kilometer verlängert und der 2/3 Marathon blieb als reiner Landschaftslauf über 30 Kilometer bestehen, dazu kam dann noch der 15-Kilometer- Landschaftslauf. Wie zuvor sollten auch die Walker und die Nordic Walker auf 15 Kilometern ihr Können unter Beweis stellen. Und wer lieber im Team laufen wollte, konnte dies über die Ultramarathonstrecke mit freier Wahl an Staffelteilnehmern von 1 bis 10 Personen auch tun. Die 30-Kilometer-Strecke war für die Jugend reserviert, die ebenfalls im Team von 1 bis 10 Jugendlichen gemeinsam bewältigt werden konnte. So fand jeder Läufer und jedes Team eine passend für sich zugeschnittene, anspruchsvolle Laufstrecke.

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Start am JuFa-Gebäude in Kempten

Start und Ziel am Stadtrand von Kempten beim JuFa waren logistisch für die Teilnehmer wie auch Zuschauer gut gewählt. Die Rundstrecke begann auf einer Höhe von 700 m und der höchste Punkt lag bei 1.129 m, also etwas mehr als 400 m Höhendifferenz. Doch aus der Summe der vier großen Anstiege und vielen kleinen Aufs und Abs addierten sich die Höhenmeter auf 1.250 Meter im Aufstieg wie auch im Abstieg. Der Asphaltanteil mit 25% war sehr gering, die restlichen 75% verteilten sich auf Wald- und Forstwege zu 60% und Trails bzw. Wiese zu 15%. Die 30 Kilometer hatten 780 Höhenmeter, die 15 Kilometer auch noch stramme 420 Höhenmeter. Auf den ersten 15 und den letzten 11 Kilometern waren die 30-km- und die Ultrastrecke gleich, die Weiche bei km 15 (erstes Zeitlimit für die Ultraläufer) war deutlich gekennzeichnet. Die Ultraläufer hatten so die Möglichkeit, an der Verzweigung bei 15 km oder bei Überschreiten des ersten Zeitlimits (nach 2:15 Stunden) auf die kürzere Strecke zu wechseln. Ein zweites Zeitlimit am Wenger Egg war bei km 35 nach 5 Stunden angesetzt, Zielschluss dann nach 8:30 Stunden. Die Startzeit für alle Laufwettbewerbe war um 9 Uhr; die Walker und Nordic Walker starteten dann direkt im Anschluss an den Start der Laufwettbewerbe, um die Läufer nicht zu behindern.

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Gleich geht’s auf die Wiese (km 3)

Ich hatte mir die 51,7 Kilometer, die mit 1.250 Höhenmetern gespickt waren, vorgenommen und wartete aufgeregt auf den Startschuss vor dem JuFa-Gebäude. Das Wetter sah wie vorhergesagt vielversprechend aus, nicht wie am Vorabend, als ich in Kempten bei Regen ankam. Die Temperaturen waren recht kühl, aber das sollte sich im Lauf des Tages noch ändern. Bereits nach einem Kilometer hatten wir die Häuser von Kempten hinter uns gelassen und liefen im Wechsel auf Asphalt und Wirtschaftswegen in Richtung Wiggensbach. Doch schon auf dem zweiten Kilometer ging es auf einen Trail durch den Wald, den Kalbsangsttobel. Ein Engpass? – nicht wirklich, denn die schnellen waren ja eh schon auf und davon. Alle anderen, so auch ich, reihten sich in die Läuferkette ein, nahmen das Tempo des Vordermannes auf und folgten ihm auf Schritt und Tritt. Ich wollte ja bei meinem Lauf in erster Linie die Strecke, die Schönheit der Allgäuer Vorberge und natürlich die Allgäuer Alpen genießen und nicht nur meine Platzierung im Auge haben. Bewaffnet mit meiner Digitalkamera hatte ich mir vorgenommen, die schönsten Momente unterwegs einzufangen, solange ich noch Lust aufs Fotografieren hatte. Am meisten faszinierte mich an diesem Morgen die Fernsicht auf die Allgäuer Alpen und das ständige Wechselspiel von Sonnenlicht und vorbeiziehenden Wolken. Was für ein Panorama hatte ich da vor mir!

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Erste Aussicht auf die Allgäuer Berge

Ein erster steiler Anstieg hinauf zum Funkturm am Blender zwang mich dann auch schon auf den ersten 10 Kilometern zum Gehen. Beiläufig erfuhr ich von Ortskundigen, dass die Strecke dieses Jahr leider nicht über einen Trail zum Funkturm, sondern über den Fahrweg führte, weil der Grundstücksbesitzer den Durchgang seines Waldes für diese Veranstaltung verweigerte. So liefen wir eben noch ein Stück leicht ansteigend weiter, um dann die steile Asphaltstraße auf den Blender zu nehmen. Kurz unterhalb des Gipfels ging es dann auf eine Wiese, wo auch eine Zeitnahme aufgebaut war. Direkt am Funkturm hatten sich eine Menge Leute zur sonntäglichen Freiluftmesse versammelt. Hierfür hatten wir aber keine Zeit mitgebracht, denn wir wollten ja noch knapp 40 Kilometer laufen. Übrigens blieb der Funkturm am Blender fast immer im Sichtfeld der Läufer als kleine Orientierungshilfe.

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Aufstieg auf den Blender (km 10)

Hinter der Gletscheralpe von Eschach (km 12,5), einem Skihang mit Schleppliftanlage, folgte der nächste Trail durch einen Hohlweg über Wurzeln. Die 15-km-Wegmarkierung zeigte dann den Läufern, welche Richtung sie für ihre Strecke einschlagen mussten, weiter bergauf für die Ultrastrecke und bergab für die 30 Kilometer.

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Streckenschild

Hier konnten sich die Ultraläufer entscheiden, ob sie nun wirklich die lange Strecke bewältigen wollten. Ich bog nach rechts auf die 50 km ab, denn ich wollte ja die Ultradistanz laufen. Nach knapp zwei Kilometern bergauf, die ich ohne große Anstrengung laufen konnte, erreichte ich mitten im Wald den „höchsten Punkt der Strecke“. Ja, es gibt wohl keinen Namen für diese Stelle und ich hätte sie auch beinahe übersehen. Da war doch gerade ein Schild mit der Aufschrift „Witzgall-Linde am Ursersberg 1.129 m ü.d.M. – höchster Punkt des Forstamt Kempten“ (km 18). Ich machte kurzerhand kehrt und fotografierte. So, nun hatten wir die höchste Stelle der Ultrastrecke passiert, aber wenn ich mich recht erinnere, kommen da noch zwei ähnlich hohe Anstiege bis auf 1.100 m und dann noch etwas Steiles zum Abschluss.

Voralpenmarathon (9)-heller

Höchster Punkt der Rundstrecke bei km 18

Doch erst einmal ging es durch den Kürnacher Wald recht steil bergab, immer auf breiten Forstwegen, die allerdings durch den starken Regen des Vortages aufgeweicht waren. Im Kürnachtal angekommen (km 22) bog der Weg nun scharf ab und führte erneut den Berg hinauf.

Voralpenmarathon (10)

Verpflegungsstelle im Kürnacher Tal (km 22)

Vorbei an der kleinen Schwedenschanze (km 26) war wieder ein steiler Weg hinunter ins Eschachtal (km 30), wo wir die Straße querten und uns zum finalen Anstieg stärkten. Bei Kilometer 33 war auch schon der vierte und letzte Anstieg gemeistert, im Laufschritt ging es an der Alpe Wenger Egg vorbei und noch einmal bergauf bis unterhalb vom Hohen Kapf (1.121 m/km 37). Jetzt freute ich mich wieder auf ein ausgiebiges Bergabstück am Eschacher Weiher vorbei. Über Wiesen und noch einige wunderschöne Trailpassagen ging es nun zurück nach Kempten. Kaum hatte ich den Wald hinter mir gelassen, konnte ich auch wieder den Funkturm am Blender am Horizont ausmachen. Einige eher langweilige Kilometer führten an Buchenberg (km 44) vorbei, glücklicherweise meist schattig, denn die Sonne hatte um die Mittagszeit immer noch genug Kraft und sorgte für sommerliche Temperaturen.

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Blick auf die Alpe Wenger Egg

In Ermengerst (km 46) bereiteten uns die Streckenposten auf den finalen Schlussanstieg vor. Ja, da war doch noch etwas! – ein Zacken im Höhenprofil. Ich habe da auch etwas von "Heartbreak Hill" gelesen?! Das ist doch aber der Voralpenmarathon und nicht der Boston-Marathon, oder habe ich da etwas missverstanden? Aber nichtsdestotrotz ging es gleich hinter Ermengerst richtig steil bergauf. Nur etwa ein Kilometer mit satten 100 Höhenmetern hinauf auf Mariaberg waren eben nach 48 Kilometern in den Beinen kein Spaziergang mehr.

Der nächste Zwischenstopp war beim wunderschön gelegenen Landgasthof Mariaberg oberhalb von Kempten, der zum Verweilen einlud. Lieber nicht, ich wollte ja endlich im Ziel ankommen! Auf dem Kreuzweg ging es dann im schattigen Wald auf einem Trail hinunter nach Kempten.

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Kreuzweg nach Kempten (km 49)

Nur noch knapp zwei Kilometer trennten mich vom Ziel. Einige Spaziergänger und Zuschauer säumten jetzt die Strecke, um mich und die anderen Läufer anzufeuern. So waren die letzten Meter ins Ziel sehr kurzweilig, nur noch einmal um die Ecke und die lange Zielgerade lag vor mir. Im Mikrofon ertönten auch schon mein Name und die Glückwünsche zum erfolgreichen Finish.

Eine hübsche Medaille in Herzform wurde mir übergestreift. Kurz darauf gratulierte der Veranstalter Joachim Saukel nochmals persönlich. Im Zielbereich stand die übliche Zielverpflegung und alkoholfreies Weizen bereit. Schon bald folgte die Siegerehrung der Gesamtsieger über 50 und 30 km im Zielbereich. Die Altersklassen-Ehrungen und die Siegerehrung der Staffeln fanden später im Atrium des JuFa-Gebäudes statt. Für die Ultraläufer gab es als Zugabe einen besonderen „Allgäuer“ Finisheraufdruck: „I han´s g´schafft!...i bi´ 51,7 km g´sprunga.“. Diesen Aufdruck hatte ich mir natürlich auch auf mein Shirt drucken lassen, obwohl ich diesen Satz kaum aussprechen konnte. 

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Finisher-Shirt
und Medaille

Insgesamt ist die Strecke sehr abwechslungsreich, vor allem hat sie tolle Ausblicke auf das Allgäuer Alpenpanorama. Sie ist allerdings technisch nicht sehr anspruchsvoll, verläuft meist auf Wald- und Forstwegen. Jedoch fordern die Trailpassagen volle Konzentration. Auch sind die Steigungen so moderat, dass sie fast ausschließlich im Laufschritt bewältigt werden können. Die Streckenmarkierungen sind überall eindeutig, jeder Kilometer wird angezeigt. Zusätzlich stehen Streckenposten an unübersichtlichen Stellen oder an den Straßen, um den Verkehr für die Läufer anzuhalten. Elf Verpflegungsposten auf der Ultrastrecke bieten dem Läufer eine ausreichende Versorgung etwa alle 5 Kilometer.

Ganz besonders hat mir der unkomplizierte Umgang des Organisationsteams um Joachim Saukel mit den Teilnehmern gefallen, sie gesellten sich mitten unter die Läufer. Dadurch hatte die Veranstaltung ihren familiären Charakter aus den Anfangsjahren nicht verloren. Die beiden Veranstaltungstage waren zudem gefüllt mit interessanten Programmpunkten. An beiden Tagen hatten die Sponsoren ihr Angebot im Freien aufgebaut. Am Samstag war der Bergläufer Marco Sturm mit einem Scott Running-Workshop vor Ort. Nachmittags unterhielt er dann seine Zuhörer mit Themen wie Berglaufen und Trailrunning. Ganz aktuell berichtete er von seiner erfolgreichen Teilnahme bei den Berglauf-Langdistanz-Weltmeisterschaften beim diesjährigen Jungfraumarathon. Am Samstag und am Sonntagmorgen bis 30 Minuten vor dem Start konnten die Teilnehmer ihre Startunterlagen im JuFa-Gebäude abholen oder sich kurzfristig für eine der angebotenen Distanzen nachmelden. Im Startpaket befanden sich neben den üblichen Werbeblättern ein Infoblatt zum Ablauf der morgigen Veranstaltung, die Startnummer mit integriertem Chip, ein Gutschein für kostenlose Pasta im JuFa und eine Duschmarke für das Cambomare-Hallenbad. Dazu erhielten alle Teilnehmer ein hellgrünes Eventshirt mit dem Voralpenmarathon-Logo. Die Ultraläufer hatten zusätzlich ein Erste-Hilfe-Set in ihren Taschen, die Staffeln ein Startnummernband.

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Siegerehrung der Gesamtsieger im Zielbereich

Sieger über die 50 Kilometer wurde Thomas Geisenberger in 3:32:15 Stunden, bei den Frauen siegte in 4:21:06 Stunden Nadine Hailer vom TSV Moosbach über die Ultradistanz. Den Landschaftslauf mit 30 km gewannen Andreas Möse in 2:05:18 Stunden bei den Männern und Christine Schindler in 2:25:49 Stunden bei den Frauen. Bei den 15 Kilometern dominierte Marco Sturm vom Team Laufsport Saukel in 1:01:15 Stunden. Isabel Brambrink, ebenfalls aus dem Laufsport Saukel-Team, war in 1:13:51 Stunden schnellste Frau.

Auch der Abschluss der Veranstaltung am Sonntagnachmittag war gut durchorganisiert, so wurde die Siegerehrung im Atrium des JuFa-Gebäudes mit Bewirtung fortgesetzt. Ein wirklich schönes Ambiente! So ging auch dieser ereignisreiche Tag zu Ende und alle traten am späten Nachmittag die Heimreise an. Doch die vielen positiven Erinnerungen an dieses Laufwochenende im Allgäu werden noch lange bleiben. Vielen Dank an alle, die diesen Tag so liebevoll mitgestalteten.

Mit einem 15. Platz bei den Frauen und einem 2. Platz in meiner Altersklasse hatte ich die 50 Kilometer in 5:52:07 Stunden gemeistert.

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Siegerehrung der Altersklassen und der Staffeln im Atrium des JuFa-Hauses

Zu den drei Laufdisziplinen waren insgesamt mehr als 500 Teilnehmer angetreten, dazu kamen noch die Staffelteams über 50 Kilometer, die Jugendstaffeln und schließlich die Nordic Walker. Die beliebtesten Strecken waren hier die 50 und die 30 Kilometer, was sich in jeweils 200 Finishern widerspiegelte; der Landschaftslauf über 15 Kilometer wurde nur von 55 Teilnehmern bestritten und bei den Nordic Walkern waren 13 Teilnehmer zu verzeichnen. Immerhin 25 Staffeln hatten sich die 50 Kilometer aufgeteilt, bei den Jugendstaffeln waren zwei Teams vertreten.

Die Austragung der Deutschen Meisterschaft im Ultratrail wird zum 10-jährigen Jubiläum am 22. September 2013 natürlich viele begeisterte Ultratrailläufer nach Kempten locken. Sicherlich wird dies ein besonderer Anlass sein, auch wieder beim Voralpenmarathon in Kempten zu starten.

 

 

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